Dienstag, 30. Oktober 2018

Die Lady mit dem Gläserfimmel?


Controller of Her Majesty’s Stationery Office | commons.wikimedia.org

Die britische Premierministerin kam in eine völlig unpolitische Schlagzeile, als ein mehr als neugieriger Times-Fotograf einen Zettel mit Instruktionen für einen Auftritt fotografierte, in dem die genaue Position für ihr Wasserglas angegeben wurde. Was dazu führte, dass die Boulevardpresse daraus eine Zwangsneurose konstruierte und diese Geschichte via Presseagenturen sogar großauflagig den Wiener U-Bahnpassagieren als Morgenlektüre verpasst wurde. Viel Lärm um ein unschuldiges Wasserglas – aber eine Zwangsneurose?

Montag, 8. Oktober 2018

Zauberwort Frequenz

Foto: Christian Müller | Fotolia.com 

Egal, in welcher Gegend eines Orts jemand einen Laden aufmacht – immer beginnt es mit sogenannten „Zählungen“: Wann und wieviele Leute, mithin potenzielle KundInnen, an diesem Standort vorbeigehen. Ganz besonders Akribische unterscheiden noch zwischen Frauen und Männer bzw. Kindern. Und auch wenn Sie es vielleicht nicht glauben, die Ergebnisse sind bei anstehenden Verhandlungen um den Mietpreis maßgeblich. Wie man allerdings einen stark ­frequentierten Standort günstig aushebeln kann, das zeigen die jüngsten Entwicklungen …


Dabei muss man gleich eines vorweg schicken: Selbst Ladenketten bedienen sich nicht mehr so pedantisch dieser Methode, es hat sich in den letzten Jahrzehnten eben einiges verändert. Fußgänger- und  Begegnungszonen haben auch ohne Zählungen einen Startvorteil und so etwas wie einen Fixpreis, abgestimmt auch ein wenig auf die Kaufkraft des Standorts. Auch wird dann hier meist relativiert, denn mit der (Un)Sitte des „Unverbindlich empfohlenen“ Kaufpreises hat die Vorstadt keinen Preisvorteil in ihrer Kalkulation durch (wahrscheinlich) günstigere Standortkosten. Die Folge: Wenn man schon in einer Großstadt einkaufen geht, dann geht man meist gleich in die City shoppen. Übrig geblieben sind daher in manchen Gegenden meist nur mehr Nahversorger und Dienstleister mit Laden. Auch so mancher Familienbetrieb konnte sich durch persönliches Engagement und eine im „Grätzel“ vorhandene Tradition halten. Dafür gibt es eine Reihe von Beispielen, aber statistisch gesehen in zu vernachlässigender Größenordnung. Bezüglich Dienstleister mit Laden – das waren meist Glasereien oder Spenglereien, die einen Standort brauchten und daher ihr Büro mit Auftragsannahme auch mit Warenverkauf verbanden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass speziell bei den Familienbetrieben (und das waren die meisten) auch die Frau des Hauses den Einzelhandel führte. In Zeiten wie diesen kämpften diese oft sehr erfolgreich kombinierten Handelsbetriebe natürlich auf verlorenem Posten, und in vielen Fällen wurde aus dem Handwerksbetrieb ein Großbetrieb im Baugewerbe oder Ähnliches. Auch waren diese Betriebe oft in eigenen Häusern und in Gegenden stationiert, die irgendwann zur Stadtmitte und zur Fußgängerzone wurden. Die dabei explodierenden Immobilienpreise brachten es mit sich, dass diese gewachsenen Gewerbebetriebe mit dem Verkauf des Hauses oder nur des Ladens mehr lukrierten als mit der Fortführung des Einzelhandelsgeschäftes. Und für den Handwerksbetrieb war eine A-Lage sowieso absolut überflüssig.