Dienstag, 30. Oktober 2018

Die Lady mit dem Gläserfimmel?


Controller of Her Majesty’s Stationery Office | commons.wikimedia.org

Die britische Premierministerin kam in eine völlig unpolitische Schlagzeile, als ein mehr als neugieriger Times-Fotograf einen Zettel mit Instruktionen für einen Auftritt fotografierte, in dem die genaue Position für ihr Wasserglas angegeben wurde. Was dazu führte, dass die Boulevardpresse daraus eine Zwangsneurose konstruierte und diese Geschichte via Presseagenturen sogar großauflagig den Wiener U-Bahnpassagieren als Morgenlektüre verpasst wurde. Viel Lärm um ein unschuldiges Wasserglas – aber eine Zwangsneurose?
Man sollte der im Stress befindlichen Regierungschefin einen Orden für Verdienste um die Tischkultur verleihen. Denn was sie hier instruierte, oder verlangte, ist das A und O der Logistik für das Decken einer Tafel oder eines anderen Ortes, wo gleichzeitig gespeist, getrunken und kommuniziert wird. Da ist es nämlich extrem wichtig, dass man praktisch „blindlings“ alle Gläser, jeden Besteck- oder sonstigen Teil findet, den man für Speis und Trank braucht, um sich seinen GesprächspartnerInnen ungestört widmen zu können. Da sind z.B. bei einem Bankett oder den derzeit sehr beliebten Arbeitsessen wirklich keine Kompromisse möglich, Besteck und Gläser müssen nicht nur am richtigen Platz, sondern auch in der richtigen Reihenfolge des Menüs stehen. Und dass genügend Platz ist, um sie – ohne etwas an- oder umzustoßen – ergreifen zu können, ist selbstverständlich auch zu berücksichtigen.
Das alles steckte in dem kleinen Zettel, der der erprobten Arbeitsessenbesucherin den Verdacht einer „Zwangsneurose“ einbrachte. Daher von unserer Seite: Chapeau, The Right Honourable Mrs May!

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