Mittwoch, 10. April 2019

Tee in Milch oder Milch in Tee?


Foto: MarkBTomlinson | Wikimedia Commons

Dieses zutiefst britische Problem, hat jüngst sogar in die beliebte deutsche Ratesendung „Wer weiß denn sowas?“ Einzug gehalten. Gefragt war, warum gerade die Oberschicht Ende des 18. Jahrhunderts mit der üblichen Praxis brach, zuerst die Milch und dann den heißen Tee in die Tasse zu geben? Der Grund dafür war ja, dass man in die damals gängigen Teetassen nur so etwaige Schäden beim Eingießen des kochenden Wassers vermeiden konnte. 1748 meldete dann aber Thomas Frye von der „Bow Porcelain Factory“ in London das Patent für Bone China an. Dieses Weichporzellan erhält durch die Beimischung von Knochenasche nicht nur besondere Transparenz, sondern widersteht auch dem Hitzeschock.
Die Formbarkeit und Leichtigkeit dieses Produkts fand großen Anklang im immer schon Tischkultur-verliebten England, war aber aufgrund des doch beachtlich hohen Preisniveaus nur einer zahlungskräftigen Oberschicht zugänglich. Und die wollte natürlich zeigen, dass man sich dieses neue, edle Produkt auch leisten konnte – daher wurde in diesen Kreisen ab sofort die Milch in den heißen Tee gegeben.
George Mikes, der ungarisch-britische Satiriker, konnte es allerdings nicht lassen, das Getränk Tee mit Milch so zu klassifizieren: „Als die Briten begannen, mittels Milch den aromatischen Tee zu Spülwasser zu machen, wurde er über Nacht zum Nationalgetränk“.
Beim Stand der heutigen Technik ist es den Porzellantassen allerdings egal geworden, wie man den Tee mit Milch verbindet – die Besonderheit von Fine Bone China wird aber noch immer von den Liebhabern feinstem Tischgeräts hoch geschätzt.

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