Dienstag, 3. Oktober 2023

50 Jahre „Die Vitrine“ – Menschen, Fakten, Anekdoten …

 


Foto: epiximages| Adobe Stock

Was sich so tat in der Branche, haben wir (hoffentlich) immer aktuell berichtet. Was sich ­allerdings manchmal hinter den Kulissen und in Gesprächen abspielte, die nicht immer auch zu Veröffentlichungen führten, wollen wir anlässlich dieses Jubiläums ein klein wenig beleuchten. Denn wir waren auch als Veranstalter, Messereisende und diskrete Berater tätig und wollen nicht verhehlen, dass dabei nicht immer alles reibungslos ablief …

Mittwoch, 6. Juli 2022

Grillen, BBQ & Co

 



Foto: james sutton | Unsplash

Grillen ist wohl der bedeutendste Lifestyletrend, der sich in unserer Zeit entwickelt hat. In einer zuletzt veröffentlichten Statistiken sollen (angeblich) 94 % der Österreicher irgendwann zumindest einmal grillen; das heißt, auf offenem Feuer oder Glut Lebensmittel garen. Soweit der technische Begriff, aber Grillen ist stark emotionell infiziert. Vor allem Zuwanderer vom Balkan haben in den Großstädten für Aufregung gesorgt, wenn sie, wie in der Heimat gewohnt, Familienfeste mit Massenbeteiligung, gepaart mit Grillfestivals, veranstalten. In Wien z.B. hat die Stadt diesem Trend auf der vielgeliebten Donauinsel Rechnung getragen und Grillstationen eingerichtet, die jedermann zur Verfügung stehen. Wie zu erwarten war, war der Andrang dermaßen groß und heftig, dass man Vorbestellungen und Zeitlimits einführen musste. Das Interesse ist allerdings trotzdem nicht geschwunden. 
Grillgeräte gibt es mittlerweile in vielen Variationen, vom leicht transportierbare Gerät wie ein Koffergrill über Kugelgrille und Schwenkgrille bis hin zum fest gemauerten Gartengrill. Außerdem unterscheidet man Holzkohlegrill, Elektrogrill und Gasgrill. Die ursprünglichste Form ist natürlich der Holzkohlengrill, wo das Archaische des Grillens noch besonders spürbar ist und die maskulinen Eitelkeiten besonders sichtbar werden. Leider fällt ein Schatten auf diese Art des Barbecues: Wie in vielen Berichten und Untersuchungen festgestellt wurde, wird die handelsübliche Holzkohle aus afrikanischen Hölzern gewonnen, was nicht in die üblichen Importverbote für Tropenhölzern fällt. Da wird sicher noch einiges auf uns zukommen …
Jetzt schon spürbar ist hingegen die Tatsache, dass nun auch die Vegetarier beginnen, den Grillrost zu erobern. Noch vor kurzer Zeit war Grillen untrennbar mit Fleischgenuss verbunden, aber siehe da: Findige Vegetarier haben ein ganze Reihe von Lebensmitteln entdeckt, die sich zum Grillen eignen und hervorragend schmecken. Bei den 30 bis 39-Jährigen sollen laut Studie bereits 79 % des Grillguts vegetarisch sein. Dabei sind die Favoriten Mais, Kartoffeln, Pilze und Zucchini im Einsatz. Auch Obst wird immer häufiger auf den Rost gelegt: Apfel und Birne dominieren, aber auch Ananas und Pfirsich gehören dazu – und als Geheimtipp seien noch Datteln und Wassermelone verraten.
Man sollte in jedem Fall als versierter Griller nicht vergessen, dass zum vergnüglichen Grillen immer auch die entsprechende Ausrüstung gehört. Dass es Bodenmatten gibt, die davor schützen, dass sich unter dem Grill Fettflecken oder Sonstiges unangenehm bemerkbar macht, sei nur als Beispiel dafür erwähnt, welche Vielzahl an Accessoires es gibt, die erst das richtige Vergnügen garantieren. Und natürlich braucht man auch die richtigen Teller und das entsprechende Besteck, wie das bestens geeignete Steakbesteck. Wer seine Ausrüstungsliste perfekt haben will, dem sei noch ein Tipp auf den Weg gegeben: Grillgerichte sind ohne Salate nicht wirklich genießbar!

Donnerstag, 30. Juni 2022

Picknick kommt wieder in Mode



Foto: Wikimedia Commons | wartburg.edu

Es gab ja schon in der Antike gemeinsames Speisen im Freien: Die alten Griechen nannten es „Eranos“ und die Römer, die das natürlich auch kultivierten, „Prandium“. Ja selbst die Bibel berichtet von einem Picknick, denn bei der „Brotvermehrung“ ließ Jesus das Volk im Gras lagern „… und sie aßen und alle wurden satt“. 
Im Grunde waren die noch immer namenlosen Picknicks besonders in Adelskreisen in Frankreich und England seit der Barockzeit besonders populär. Was die Bauern aus Notwendigkeit praktizierten, eben auf dem Feld in Arbeitspausen zu essen, galt beim Adel – besonders bei Jagden – als chic. In der Literatur der damaligen Zeit wurde dabei manchmal vom Speisen „al fresco“ gesprochen, und in einigen Handbüchern über die Jagd gab es auch Beschreibungen dieser „Gelage“ im Freien. Viel zur Popularität dieser Art der gemeinsam Mahlzeiten trug Königin Victoria bei, die gerne und oft im Freien speiste. Und daher ist es nicht verwunderlich, dass der heute noch übliche Picknickkorb, der sowohl Mahlzeiten, als auch Geschirr und Besteck sowie die obligate Decke enthielt, im 19. Jahrhundert in England auftauchte. Der britische Nationalsport Cricket darf gerne als die Picknicksportart eingestuft werden …
Der Name soll nach Ansicht der meisten Forscher aus dem Französischen kommen, „pique-nique“ wurde um 1690 als Ausdruck für „aufpicken“ (piquer)  und Kleinigkeit (nique) verwendet. Aber so soll auch Lord Chesterfield picnic als Bezeichnung für eine allerdings speisenlose Versammlung verwendet haben, und auch die Schweden meinen, das auch sie „picnick“ als Begriff verwendet haben.
Sei es wie es sei – eine Renaissance des Picknicks scheint unaufhaltsam zu sein. Während der Pandemie stieg das Interesse sprunghaft an. Einige Hotelrestaurants boten im Lockdown nicht nur Gerichte dafür an, sondern verliehen auch komplett eingerichtete Picknickkörbe. Dabei kamen auch moderne Interpretationen auf den Markt, die kühlen oder warmhalten konnten, und natürlich Thermosgefäße in allen Varianten. Als besonderes Schmankerl ließ sich die Stadt Wien etwas einfallen: Sie eröffnete ihre Kulturwochen im Sommer 2022 mit einem Picknick mit Sinfoniekonzert. Die Bühne war gebaut, die Zuschauer auf Decken bereits platziert, als die Veranstaltung wegen einer ganz bösen Sturmwarnung abgesagt werden musste -– damit hätten wir auch die Schattenseiten eines Picknicks erwähnt.

Samstag, 18. Dezember 2021

For Babies only ...

        


Foto: Berndorf 

Der gezeigte Babylöffel ist nicht nur ein solitärer Gegenstand in den Besteckserien, sondern außerdem noch immer der einzige am Markt befindliche Löffel, der ergonomisch geformt ist. Die Ergometrie, also die Wissenschaft der adäquaten Gestaltung von Dingen des menschlichen Lebens, beschäftigt sich noch immer damit, dem Menschen Arbeit und Alltag so zu gestalten, dass Geräte Hilfe und dem menschlichen Bewegungsapparat angepasst sind. Eine sperrige Aussage, speziell für so kleine Dinge wie einen Löffel. Für ganz Wissbegierige - der Begriff Ergonomik wurde erstmals 1857 von Wojciech Jastrzebowski definiert und ist heute wichtiger Bestandteil bei der Planung von Industrieprodukten.
Doch zurück zum Löffel - ein normaler Löffel hat Stiel und Laffe in einer Linie, die Ausflussspitze liegt vorne, ist also eigentlich ein wenig einem Schöpflöffel nachgebildet. Um aber das Füllgut in den Mund zu bringen, muss man das Handgelenk drehen und dann den Löffel direkt zum Mund führen. Seitliches Herausschlürfen ist dabei nicht angedacht, also kein ergonomisch richtig geformtes Produkt. Diese Voraussetzung erfüllt der Babylöffel perfekt. Stiel und Laffe sind so angeordnet, dass man Füllen und Entleeren praktisch mit einer Handbewegung machen kann und der Löffel dabei in funktionell optimaler Richtung bleibt. Für Babys ideal, selbst wenn sie den Löffel noch in einer Faust halten müssen – und als Einstieg in die europäischen Essenssitten das perfekte Gerät.

Montag, 12. Juli 2021

Wein, Weib, Gesang und Riedelgläser

  


Foto: Dirk Wohlrabe | Pixabay

Dieser alte, ein wenig abgenutzte Spruch über die Freuden beim Heurigen erfuhr Anfang der 70er-Jahre eine neue Nuance …

Sonntag, 2. Mai 2021

Oh Joghurt …

 


Foto: Rosenthal

Der, die, das Joghurt ist das Lebensmittel mit den höchsten Zuwachsraten der Neuzeit – das sagt die Statistik. Rund 22 Kilo Joghurt verspeisen Herr und Frau Österreicher jährlich, was eine ganze Menge ist, wenn man bedenkt, dass es eine ganze Reihe von Ignoranten gibt, die diese Köstlichkeit noch nie probiert haben. 

Mittwoch, 29. Juli 2020

Sliwowitz – historisches Marketing

Foto: Adobe Stocks | Bits and Splits

Der Edelbrand, der seinen Namen dem slawischen Sliva (Pflaume) verdankt, gilt in diesen Breiten fast als Nationalgetränk. Im alten Polen war er auch als Feiertagsgetränk der jüdischen Gemeinde zum Passahfest fixer Bestandteil des Feiertagsgelages.

Mittwoch, 26. Februar 2020

Butter vs. Messerklinge 1 : 0


Foto: Pixabay | 
congerdesign

Morgens in der Kundendienstabteilung einer Besteckfabrik. Das Telefon läutet.
„Hier spricht ihr Kundenberater – was kann ich für Sie tun?“
„Sie können versuchen, mich davon abzuhalten, Ihre gesamte Fabrik auf Schadenersatz zu verklagen!!“
„Aber verehrte gnädige Frau, was ist denn geschehen?“
„Ich bin 60 Jahre plus und wiege knapp 50 Kilo, und dann passiert DAS!“
„Aber was ist das DAS?“
„Ich wollte mir, wie übrigens jeden Tag, zum Frühstück ein Butterbrot machen. Das mache ich seit vielen Jahren ohne jedes Problem. Aber ausgerechnet heute muss ich eines Ihrer Essmesser zur Hand nehmen, um mir mein tägliches Brot zu bebuttern – und da geschah es!“
„??!!“
„Ich geb ja zu, die Butter war frisch aus dem Kühlschrank und noch etwas fest, aber das sollte doch für ein Stahlprodukt aus Ihrem angeblich so renommierten Haus kein technisches Problem sein!“
„Sollte es wirklich nicht – was aber war denn das Problem?“
„Ich versuchte, die Butter aufs Brot zu streichen, das ging etwas streng, aber ich glaube, ich habe schon erwähnt, dass ich rund 1,55 groß bin und etwa 50 Kilo wiege, also wirklich kein Schwerathlet bin –  und trotzdem …“
„Und trotzdem …?“
„… und trotzdem zerbrach die Klinge und flog mir um die Ohren! Ein Qualitätsprodukt aus Ihrem Haus, zerstört von einer zarten Dame mittleren Alters!“
„Aber Gnädige Frau – das kann doch jedem passieren. Diese Klingen sind zum Schneiden geeignet, aber in keinem Fall zu Tätigkeiten, wo sie etwas gebogen werden müssen. Spröder Stahl, aber der dafür die Schneide hält. Wir haben ja deswegen extra ein universelles Buttermesser entwickelt …“
„Das heißt, mit euren Messern kann man nur schneiden, aber nicht einmal ein paar Deka Butter auf einem Brot verteilen? Und wo bitte steht das geschrieben, wo gibt es dafür eine Gebrauchsanweisung für derart kompliziertes Besteck?“
„Aber das weiß man doch, dass man …
„Aha, das weiß man also. Man muss daher, um euer Besteck vorschriftsmäßig zu verwenden und solche Unfälle zu vermeiden, eine entsprechende Einschulung machen? Verehrter Herr Kundenberater, das ist doch wohl nicht ihr werter Ernst! Sie werden von meinem Anwalt hören, Sie Berater Sie …“
„ Aber bitte, wir werden … aufgelegt. Vielleicht sollten wir doch einen gedruckten Hinweis in die Kassetten legen …“

Nach der wahren Geschichte eines Vitrine-Informanten

Mittwoch, 4. September 2019

Alexander der Große und das Mondmetall ...

Foto: Wikimedia Commons

Es kann schon an die 10.000 Jahre v. Ch. gewesen sein. als den Menschen der mystische Glanz des Silbers ins Auge stach und ihn animierte, diese, Metall zu gestalten. Es galt sofort als wertvoll und wurde daher nur den Fürstinnen oder Priesterinnen als Schmuck gestattet, andere Gegenstände wurden ausschließlich an den Altären benutzt. Man nannte es „Mondmetall“, wegen seines leuchtend warmen Aussehens, während Gold den Glanz der Sonne symbolisierte.

Mittwoch, 10. April 2019

Tee in Milch oder Milch in Tee?


Foto: MarkBTomlinson | Wikimedia Commons

Dieses zutiefst britische Problem, hat jüngst sogar in die beliebte deutsche Ratesendung „Wer weiß denn sowas?“ Einzug gehalten. Gefragt war, warum gerade die Oberschicht Ende des 18. Jahrhunderts mit der üblichen Praxis brach, zuerst die Milch und dann den heißen Tee in die Tasse zu geben? Der Grund dafür war ja, dass man in die damals gängigen Teetassen nur so etwaige Schäden beim Eingießen des kochenden Wassers vermeiden konnte. 1748 meldete dann aber Thomas Frye von der „Bow Porcelain Factory“ in London das Patent für Bone China an. Dieses Weichporzellan erhält durch die Beimischung von Knochenasche nicht nur besondere Transparenz, sondern widersteht auch dem Hitzeschock.
Die Formbarkeit und Leichtigkeit dieses Produkts fand großen Anklang im immer schon Tischkultur-verliebten England, war aber aufgrund des doch beachtlich hohen Preisniveaus nur einer zahlungskräftigen Oberschicht zugänglich. Und die wollte natürlich zeigen, dass man sich dieses neue, edle Produkt auch leisten konnte – daher wurde in diesen Kreisen ab sofort die Milch in den heißen Tee gegeben.
George Mikes, der ungarisch-britische Satiriker, konnte es allerdings nicht lassen, das Getränk Tee mit Milch so zu klassifizieren: „Als die Briten begannen, mittels Milch den aromatischen Tee zu Spülwasser zu machen, wurde er über Nacht zum Nationalgetränk“.
Beim Stand der heutigen Technik ist es den Porzellantassen allerdings egal geworden, wie man den Tee mit Milch verbindet – die Besonderheit von Fine Bone China wird aber noch immer von den Liebhabern feinstem Tischgeräts hoch geschätzt.

Dienstag, 30. Oktober 2018

Die Lady mit dem Gläserfimmel?


Controller of Her Majesty’s Stationery Office | commons.wikimedia.org

Die britische Premierministerin kam in eine völlig unpolitische Schlagzeile, als ein mehr als neugieriger Times-Fotograf einen Zettel mit Instruktionen für einen Auftritt fotografierte, in dem die genaue Position für ihr Wasserglas angegeben wurde. Was dazu führte, dass die Boulevardpresse daraus eine Zwangsneurose konstruierte und diese Geschichte via Presseagenturen sogar großauflagig den Wiener U-Bahnpassagieren als Morgenlektüre verpasst wurde. Viel Lärm um ein unschuldiges Wasserglas – aber eine Zwangsneurose?

Montag, 13. August 2018

Auch Biertrinken kann man lernen …


Bierduell von Georg Mühlberg, Wikicommons

Es ist schon verwunderlich, dass ausgerechnet ein ehemals ägyptisches Getränk bei der Elite der studierenden Jugend in Mitteleuropa eine so bedeutende Rolle spielt. In den berüchtigten Studentenbuden herrschte ein strenges Regiment, und so mancher kleine Streit wurde bei einem Bierduell (Bierjunge oder in der Schweiz Jünger) bereinigt. Und dabei spielte der Bierhumpen eine ganz entscheidende Rolle, als Maß, aber auch als Garantie, dass das edle Nass in dieser Menge nicht in kurzer Zeit schal wurde, in Wien dann „Hansel“ genannt. Da wären wir also beim Thema: Was ist ein richtiges Bierglas – gibt es so etwas überhaupt?

Montag, 11. Juni 2018

… und dann begann’s


Was Sie hier sehen, sind einfache Fußstapfen, wie es sie auch schon vor tausenden Jahre gab. Wenn sich die Wissenschaft nicht täuscht, waren solche Abdrücke der Beginn der Tischkultur für die gesamte Menschheit – also auch für Fingerfood-Fans oder auch jene „Kenner“, die Porzellan noch immer gegen das Licht halten, um zu kontrollieren, ob man die Fingernägel richtig geschnitten hat. Aber zurück zu unserem Urahn, der verdutzt zusah, wie sich seine Fußabdrücke im weichen Sand oder Lehm mit Regenwasser füllten. „Heureka!“ … rief er nicht, das gab es erst später. Aber man ist sicher, dass damit die Geschichte der Gefäße begann, die langsam die hohlen Hände ablösten. Es war eine Schüssel, ein Napf, die unsere Tischkultur und unsere Esssitten entwickelten. Man konnte darin etwas einfüllen und es langsam wieder entnehmen. Man konnte eine Gemeinschaft rund um dieses Gefäß bilden – und noch vieles mehr. Und als man dann noch vor rund 3000 Jahren die Töpferscheibe erfand, gab es endlich auch jene >Teller, die die Streetfood-Apologeten noch immer ablehnen …

Mittwoch, 19. April 2017

„Schlüpfrige kleine Scheißerchen!“

Wer kennt nicht die berühmte Szene aus „Pretty Woman“, in der Julia Roberts zwar den Kampf mit den Schnecken verliert, aber mit ihrer unverblümten Art die Herzen der Zuschauer (und von Richard Gere) gewinnt? Diese nette Szene hat allerdings einen nicht ganz so netten realen Kern: Tischkultur – in dem Fall das Wissen darüber, wie man bei Tisch mit Schnecken umgeht –, zieht klare soziale Grenzen, bzw. wird sie dazu benützt (man könnte auch sagen: missbraucht), um solche Grenzziehungen deutlich zu machen. In all den Jahrhunderten, in denen sich die Tischkultur entwickelt hat, hat sich daran wenig geändert: War sie zuerst Ausdruck der vermeintlich überlegenen Kulturtechniken des höfischen Adels, mit denen er sich vom einfachen Volk abgrenzen konnte, benützte sie später das Bürgertum, das diese Kulturtechniken mit wachsendem Selbstbewusstsein übernommen hatte, zum genau gleichen Zweck: zur Abgrenzung von niedrigeren sozialen Schichten, die weder das Geld noch die Zeit besaßen, sich damit zu beschäftigen. Tischmanieren waren daher immer schon ein Etikettierungsmerkmal, das gnadenlos eingesetzt wurde, um soziale Grenzen zu verdeutlichen. Und daran hat sich – wie „Pretty Woman“ in der erwähnten Szene sehr deutlich macht – bis heute wenig geändert. Auch (oder gerade?) in Zeiten von Fast-, Finger-, Street- und sonstigen Food-Trends.

Dabei ist Tischkultur mehr als bloß ein leeres Zeremoniell. Ein >Schneckenbesteck z.B. ist einfach praktisch und durchdacht, ebenso das aus der Mode gekommene >Fischbesteck und viele andere ihrer funktionalen Aspekte. Und ein schön gedeckter Tisch gehört immer noch zu jenen Höhepunkten in unserer Kultur, die sich jeder leisten kann und die – auch ohne Schnecken – für die schönsten Augenblicke im Leben reserviert werden; aber warum eigentlich nur für die? Wir wollen in diesem Blog ein wenig über Tischkultur plaudern und informieren, und damit vielleicht auch Lust darauf machen, sich öfter selbst zu verwöhnen – und das mit der Schneckenzange kann man ja heimlich üben, damit die Schnecken ihren Schrecken verlieren …